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leben ... sterben
Verstorbene Personen, sofern ihr Leben genügend vergegenwärtigbar ist, beschäftigen mich in hohem Maß. Ich will nämlich so tun, als lebten die Toten nach wie vor. Wäre ich mir einer allgemeinen Totenauferweckung sicher, dann hätte ich später jede Menge Zeit, mit allen Personen, die je gelebt haben, mich noch früh genug ergiebigst zu befassen und sogar auszutauschen. So aber stehen mir nur die Tage, mit etwas mehr Glück die Jahre, mit sehr viel Glück die Jahrzehnte meiner verbleibenden Daseinsfrist zur Verfügung, um wenigstens ein kleines Stück weit die Menschen näher kennenzulernen, deren Wirken nachweislich von erheblicher Bedeutung gewesen ist. Dafür stelle ich die Pflege von Beziehungen mit gleichzeitig lebenden Zeitgenossen ohne Bedauern hintan. Diesen begegne ich in größerer Zahl von selbst schon derart massiv, dass ich hier sowieso immer wieder auf die Bremse zu treten geneigt bin und ihnen oft sagen möchte: Gerne wieder im ewigen Leben, aber jetzt ist mir die Zeit zu knapp und kostbar für die Banalitäten, die im Zusammensein mit euch allzuoft die Oberhand gewinnen! Einen ähnlichen Eindruck habe ich auch immer wieder auf Reisen gehabt, so kultur- und bildungslastig sie ausgestaltet gewesen sein mögen. Und nochmals ähnlich ergeht es mir mit den flüchtigen Programmen der Massenkommunikation, egal ob auf BILD- oder ZEIT-Niveau. In meiner Gelehrtenstube beim Lesen einschlägiger Literatur von den Großen, auch großen Bösewichten, der Vergangenheit zu hören, davon kann ich nicht genug bekommen. Ich verstehe all die "klugen" Leute nicht, die nicht wissen, was sie Sinnvolles mit der Zeit anfangen sollten, wenn sie unendlich viel davon hätten. Die also vom geistigen Leben, von der nach Belieben erfüll- und vertiefbaren vita contemplativa, eigentlich keine Ahnung haben. Meinem Faible für Biographisches liegt ein solches Ahnen zugrunde, das mich ein entschiedener Tod-Feind sein lässt.
leben ... sterben
Unsere Fremdwörter "Zoo" (für Tierpark) und "Zoologie" (für Tierkunde) rühren vom altgriechischen Wort zóon (ζῷον) her. Damit ist aber nicht bloß das Tier bezeichnet, sondern alles Lebendige, Belebte, Lebhafte.
Im Grunde genügt irgendeine Art von Quicklebendigkeit, um von einem zóon sprechen zu können. Bedenkt man die physikalisch erwiesene ungeheuere Beweglichkeit alles Materiellen, dann gibt es eigentlich nichts Lebloses. Genau besehen, muss uns an allem natürlich wie künstlich Gegebenen das Kecke auffallen. Überall tut sich was, ist jede Menge los, herrscht Hochbetrieb.
Wenn es etwas zu fürchten gibt, dann bestimmt nicht einen Stillstand meinenden Tod, sondern allenfalls Lebensformen, welche eine gewohnte und insofern behagliche Ordnung vermissen lassen. Zu unseren Lebensgewohnheiten gehören denn auch schon immer Sterbensgewohnheiten, bei denen wir erfahren, dass das Leben trotzdem irgendwie weitergeht.
Nur die Sterblichen können Tode überleben und daher die Erkenntnis gewinnen, dass die allgegenwärtige Endlichkeit keineswegs für ein absolutes Ende spricht, vielmehr immer wieder einen neuen Anfang zur Folge hat, auch wenn sich im Angesicht keines Todes hinter den Vorhang schauen lässt, den er darstellt. Also undurchschaubar nimmt sich das zóon Welt-Geschichte aus.
Im Grunde genügt irgendeine Art von Quicklebendigkeit, um von einem zóon sprechen zu können. Bedenkt man die physikalisch erwiesene ungeheuere Beweglichkeit alles Materiellen, dann gibt es eigentlich nichts Lebloses. Genau besehen, muss uns an allem natürlich wie künstlich Gegebenen das Kecke auffallen. Überall tut sich was, ist jede Menge los, herrscht Hochbetrieb.
Wenn es etwas zu fürchten gibt, dann bestimmt nicht einen Stillstand meinenden Tod, sondern allenfalls Lebensformen, welche eine gewohnte und insofern behagliche Ordnung vermissen lassen. Zu unseren Lebensgewohnheiten gehören denn auch schon immer Sterbensgewohnheiten, bei denen wir erfahren, dass das Leben trotzdem irgendwie weitergeht.
Nur die Sterblichen können Tode überleben und daher die Erkenntnis gewinnen, dass die allgegenwärtige Endlichkeit keineswegs für ein absolutes Ende spricht, vielmehr immer wieder einen neuen Anfang zur Folge hat, auch wenn sich im Angesicht keines Todes hinter den Vorhang schauen lässt, den er darstellt. Also undurchschaubar nimmt sich das zóon Welt-Geschichte aus.
sein ... sterben
Wie falsch ist jene Rechnung, die zuerst den äußeren Bestand sichern will, um das Andere – vielleicht – dann nachzuholen. / Wo doch die Erkämpfung und Gründung der Wahrheit des Seyns das Einzigwesentliche ist und sei es "nur'"dazu – dem Untergang seine Größe zu geben. (Heidegger-Gesamtausgabe bei Klostermann, Band 94, Seite 339) – Beim Lesen dieser Stelle aus Martin Heideggers "Schwarzen Heften" ist mir beinahe der Witz daran entgangen. Ich habe nämlich nur an 'Volks-Bestände' gedacht, die der Seinsdenker anspricht – die "Überlegung" schrieb er zur Zeit des Nationalsozialismus nieder – und nicht auch an den äußeren Bestand meiner Lebenszeit, den ich zu gerne unendlich erweitern möchte, damit mir alle Zeit der Welt bleibt, um jedes noch so große Ziel zu erreichen.
Aber welches Lebensziel ist denn "groß" oder gar "das größte"? Einen bestimmten Rekord aufstellen? In einem oder vielen Fächern eine Koryphäe sein? So viel Geld haben, dass ich mir "alles leisten" kann? Die Zukunft der Menschheit und des Universums noch erleben? Nicht nur an ferne Orte, sondern auch in die Vergangenheit reisen? Heidegger bringt mit all dem offenbar die "Wahrheit des Seyns" nicht in Verbindung, hält solche Ziele für unbedeutend im Vergleich mit dem "Einzigwesentlichen". Aber was ist das? Noch denke und frage ich: Kann überhaupt irgend etwas wesentlich sein, was mir der Tod, mein "Untergang", am Ende nimmt? Nun gut, er kann mich nicht zum Verlierer machen; denn ich gehe ja selbst durch ihn verloren. Aber in der Zeit davor nimmt mir der Gedanke an ihn jede Idee von einem großen Ziel, das die Mühe lohnt. Der Tod verdirbt mir alles, auch schon der Tod geliebter Menschen, die ich eine Weile überlebe.
Aber dieser Allesverderber hat dann wohl oder übel mit der Wahrheit des Seyns viel zu tun! Heißt das, ich sollte mich mit ihm irgendwie arrangieren? Ihn mir zum Verbündeten machen? Oder besser gesagt – denn er sitzt ja am längeren Hebel –, mich von ihm zum Verbündeten machen lassen? Zu einem NATO-Partner sozusagen? Ich würde kein Risiko eingehen; denn der Tod ist sogar sicherer als die NATO, todsicher eben. – Tut mir leid, Professor Heidegger, ich kann mit dem Tod nichts Sinnvolles anfangen! Soll ich ihn vielleicht gar nicht groß beachten, meine Sterblichkeit einfach auf sich beruhen lassen und sie für eine so natürliche Sache halten wie die Luft zum Atmen? Ach, das geht auch nicht! Ich kann den Tod auf den Tod nicht ausstehen, und deshalb geht er mir nicht aus dem Kopf, psychisch so wenig wie organisch. Ich lege Protest ein gegen diese Wahrheit des Seyns! Bis zuallerletzt will ich eine andere suchen.
Aber welches Lebensziel ist denn "groß" oder gar "das größte"? Einen bestimmten Rekord aufstellen? In einem oder vielen Fächern eine Koryphäe sein? So viel Geld haben, dass ich mir "alles leisten" kann? Die Zukunft der Menschheit und des Universums noch erleben? Nicht nur an ferne Orte, sondern auch in die Vergangenheit reisen? Heidegger bringt mit all dem offenbar die "Wahrheit des Seyns" nicht in Verbindung, hält solche Ziele für unbedeutend im Vergleich mit dem "Einzigwesentlichen". Aber was ist das? Noch denke und frage ich: Kann überhaupt irgend etwas wesentlich sein, was mir der Tod, mein "Untergang", am Ende nimmt? Nun gut, er kann mich nicht zum Verlierer machen; denn ich gehe ja selbst durch ihn verloren. Aber in der Zeit davor nimmt mir der Gedanke an ihn jede Idee von einem großen Ziel, das die Mühe lohnt. Der Tod verdirbt mir alles, auch schon der Tod geliebter Menschen, die ich eine Weile überlebe.
Aber dieser Allesverderber hat dann wohl oder übel mit der Wahrheit des Seyns viel zu tun! Heißt das, ich sollte mich mit ihm irgendwie arrangieren? Ihn mir zum Verbündeten machen? Oder besser gesagt – denn er sitzt ja am längeren Hebel –, mich von ihm zum Verbündeten machen lassen? Zu einem NATO-Partner sozusagen? Ich würde kein Risiko eingehen; denn der Tod ist sogar sicherer als die NATO, todsicher eben. – Tut mir leid, Professor Heidegger, ich kann mit dem Tod nichts Sinnvolles anfangen! Soll ich ihn vielleicht gar nicht groß beachten, meine Sterblichkeit einfach auf sich beruhen lassen und sie für eine so natürliche Sache halten wie die Luft zum Atmen? Ach, das geht auch nicht! Ich kann den Tod auf den Tod nicht ausstehen, und deshalb geht er mir nicht aus dem Kopf, psychisch so wenig wie organisch. Ich lege Protest ein gegen diese Wahrheit des Seyns! Bis zuallerletzt will ich eine andere suchen.
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