antworten ... fragen

Antworten, beim Wort genommen, heißt Entsprechen. Eine Antwort entspricht einer Frage. Einer Frage entsprechen kann die Wiederholung der Frage, eine Gegenfrage, ein "Weiß ich nicht", ein "No comment" und noch manche andere "Antwort". Das alles können Antworten 'nach bestem Wissen und Gewissen' sein – oder auch nicht. Denn wie man sagt "Keine Antwort ist auch eine Antwort", so gehört auch die Lüge zu den möglichen Beantwortungen einer Frage. Eine falsche Antwort ist eben auch eine Antwort, ob Lüge oder Irrtum. Wo immer wir wie auch immer antwortend einer Frage entsprechen, bereiten wir im Grunde den Boden für ein fortgesetztes Fragen. Nur oberflächlich genommen, sind Antworten letzte Worte, mit denen man sich zufrieden geben kann.

Trotz noch so vieler Antworten bleibt alles fraglich. Das schließt richtige Antworten nicht aus. Nur ist deren Stellenwert kein höchster. Den höchsten Stellenwert hat das Fragwürdigste. Diesem entspricht das fortgesetzte, immer fragendere Fragen. Das Möglichkeiten offenlassende Fragen kann nur mutwillig durch Antworten, die das letzte Wort haben sollen, 'erledigt' werden – nur durch Machtworte. Beantwortungen durch Machtworte sind Bevormundungen. Macht ist vorgebliche Fraglosigkeit, angemaßtes Wissen, Denkverbot. Wahre Aufklärung gewährleistet, bei allem Erkenntnisfortschritt, allein dem Fragen das letzte Wort. Oder etwa nicht?