Die Sparsamkeit gilt als Tugend, soll aber nicht in Geiz ausarten. Wer spart, sorgt vor, lebt also nicht bloß in den Tag hinein, denkt weiter. Er sucht nicht auf der Kurzstrecke, sondern als Langläufer den Erfolg, will seine Kräfte dauerhaft gut einteilen und dazu überhaupt Vermögen bilden. Nicht nur jetzt will er ein reichliches Auskommen haben, aber auch nicht nur später. Für das Wohlergehen ist es nie zu früh; denn bereits morgen kann es für alles zu spät sein und aller Reichtum, alles Aufgesparte, für die Katz. Dem schnellen und leichten Vergnügen kann andererseits so unbesonnen und übermäßig gefrönt werden, dass allzubald die Katerstimmung einen alles bereuen lässt.
Der Sparer ohne Geiz hat die beste Aussicht auf Genuss ohne Reue. Er gleicht dem ohne Eile Reisenden, der sich kein ehrgeiziges Fernziel setzen muss, weil er überall gut ankommt. Beide, der Sparer ohne Geiz wie der Reisende ohne Eile, sind auf ihre Art Philosophen; denn auch das philosophische Denken meidet sowohl das Zuviel als auch das Zuwenig. Wer zu viel denkt, der überspannt den Bogen; wer zu wenig denkt, spannt ihn gar nicht. Der Spannungsbogen des in Maßen Denkbaren ist das Element des lebendigen, sinnvollen, philosophischen Denkens, ähnlich wie der Spannungsbogen eines einigermaßen gesunden Menschenlebens den hinlänglichen Reichtum dieses Lebens verbürgt, und ähnlich wie alles darauf ankommt, unterwegs zu sein.
Das alles im Geiste eines sparsamen Sparens, womit übrigens das sonst allzu beschränkte "Sparsamkeitsprinzip" erst zu Ende gedacht ist.
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denken ... schreiben
Ein philosophisches Tagebuch kann in Zeiten von einschlägigen Internet-Foren fast wie von selbst entstehen, indem ein Forumsmitglied seine Beiträge in einem eigenen Weblog einer Zweitverwertung zuführt. Vorausgesetzt, der Blogger ist im Forum entsprechend aktiv. Dadurch angeregt oder stattdessen kann man als Philosophierender auch ein "inneres Forum" betreiben, nämlich schriftliche Selbstgespräche im Tagebuch festhalten. Diese Darstellungsforum kann zum Ausdruck bringen, dass philosophisches Denken eine besondere Art des Erwägens, des Hin-und-her-Überlegens ist.
Vielleicht liest, hört und sieht man öfter auch philosophische bzw. philosophisch bedeutsame Produktionen in Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Internet, die einen zu Tagebucheinträgen anregen. Oder man nutzt die Tage ("Carpe diem"!), indem man immer wieder einmal ein persönliches Gespräch auf ein philosophisches Thema lenkt, und könnte dann im Tagebuch davon berichten. Je stetiger und selbstverständlicher man sich Tag für Tag auf irgendeine Weise mit Philosophie beschäftigt, umso Bestimmteres kann für ein einschlägiges Tagebuch abfallen.
Dann kann es sogar sein, dass man irgendwann auf gar keine unmittelbaren Impulse von außen mehr angewiesen ist und man nur noch seinen eigenen philosophischen Gedanken freien Lauf lässt. Die Kommunikation mit dem Gelernten und Ausgetauschten wird jedoch trotz des selbstständigeren Weiterdenkens nicht abbrechen. Im Gegenteil: Man wird dann mit seinen täglichen Aufzeichnungen vollständig in der Philosophiegeschichte angekommen sein. Aber das braucht und hat Zeit, sofern man sie erübrigen kann.
Ein jeder wird schon sehen, wo er bleibt,
Und welches Tagebuch sein Leben schreibt.
Vielleicht liest, hört und sieht man öfter auch philosophische bzw. philosophisch bedeutsame Produktionen in Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Internet, die einen zu Tagebucheinträgen anregen. Oder man nutzt die Tage ("Carpe diem"!), indem man immer wieder einmal ein persönliches Gespräch auf ein philosophisches Thema lenkt, und könnte dann im Tagebuch davon berichten. Je stetiger und selbstverständlicher man sich Tag für Tag auf irgendeine Weise mit Philosophie beschäftigt, umso Bestimmteres kann für ein einschlägiges Tagebuch abfallen.
Dann kann es sogar sein, dass man irgendwann auf gar keine unmittelbaren Impulse von außen mehr angewiesen ist und man nur noch seinen eigenen philosophischen Gedanken freien Lauf lässt. Die Kommunikation mit dem Gelernten und Ausgetauschten wird jedoch trotz des selbstständigeren Weiterdenkens nicht abbrechen. Im Gegenteil: Man wird dann mit seinen täglichen Aufzeichnungen vollständig in der Philosophiegeschichte angekommen sein. Aber das braucht und hat Zeit, sofern man sie erübrigen kann.
Ein jeder wird schon sehen, wo er bleibt,
Und welches Tagebuch sein Leben schreibt.
denken ... schreiben
Als früher Benutzer einer Schreibmaschine bestätigte Friedrich Nietzsche im Februar 1882 gegenüber seinem Sekretär Peter Gast dessen Eindruck: "Sie haben Recht – unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken ..." – Hier meine Gedanken dazu:
Das Verhältnis des Schreibens zum Denken lässt sich als eine Art Recording auffassen. Audiorecorder zeichnen Hörbares auf, Videorecorder (zusätzlich) Sichtbares. Denken kann man weder hören noch sehen, so dass von einer anderen Art der Aufzeichnung Gebrauch zu machen ist, um es erst einmal überhaupt in eine hör- oder sichtbare Form zu bringen. Dies geschieht durch Zeichengebung: durch akustische Zeichengebung im Rufen und Reden, durch optische im Zeigen und Schreiben.
Es versteht sich, dass auch die Arten der Aufzeichnung von Gedachtem zu denken geben, aber nicht unbedingt mehr als irgendwelches andere Denkbare. Jedenfalls ist ein Zusammenspiel von Gedachtem und Gedanken, von Sein und Bewusstsein, anzunehmen. Je nach dem vorwiegenden Zeichensprachgebrauch, also medialen Sein, stimmt sich das Denken unterschiedlich auf diese Realität ein und bildet es ein unterschiedliches Bewusstsein aus (Nietzsches 'Mitarbeit', siehe oben). So, wie es überhaupt als eigene Realität mit der übrigen realen Welt in Wechselbeziehungen steht.
Das Verhältnis des Schreibens zum Denken lässt sich als eine Art Recording auffassen. Audiorecorder zeichnen Hörbares auf, Videorecorder (zusätzlich) Sichtbares. Denken kann man weder hören noch sehen, so dass von einer anderen Art der Aufzeichnung Gebrauch zu machen ist, um es erst einmal überhaupt in eine hör- oder sichtbare Form zu bringen. Dies geschieht durch Zeichengebung: durch akustische Zeichengebung im Rufen und Reden, durch optische im Zeigen und Schreiben.
Es versteht sich, dass auch die Arten der Aufzeichnung von Gedachtem zu denken geben, aber nicht unbedingt mehr als irgendwelches andere Denkbare. Jedenfalls ist ein Zusammenspiel von Gedachtem und Gedanken, von Sein und Bewusstsein, anzunehmen. Je nach dem vorwiegenden Zeichensprachgebrauch, also medialen Sein, stimmt sich das Denken unterschiedlich auf diese Realität ein und bildet es ein unterschiedliches Bewusstsein aus (Nietzsches 'Mitarbeit', siehe oben). So, wie es überhaupt als eigene Realität mit der übrigen realen Welt in Wechselbeziehungen steht.
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