denken ... sparen

Die Sparsamkeit gilt als Tugend, soll aber nicht in Geiz ausarten. Wer spart, sorgt vor, lebt also nicht bloß in den Tag hinein, denkt weiter. Er sucht nicht auf der Kurzstrecke, sondern als Langläufer den Erfolg, will seine Kräfte dauerhaft gut einteilen und dazu überhaupt Vermögen bilden. Nicht nur jetzt will er ein reichliches Auskommen haben, aber auch nicht nur später. Für das Wohlergehen ist es nie zu früh; denn bereits morgen kann es für alles zu spät sein und aller Reichtum, alles Aufgesparte, für die Katz. Dem schnellen und leichten Vergnügen kann andererseits so unbesonnen und übermäßig gefrönt werden, dass allzubald die Katerstimmung einen alles bereuen lässt.

Der Sparer ohne Geiz hat die beste Aussicht auf Genuss ohne Reue. Er gleicht dem ohne Eile Reisenden, der sich kein ehrgeiziges Fernziel setzen muss, weil er überall gut ankommt. Beide, der Sparer ohne Geiz wie der Reisende ohne Eile, sind auf ihre Art Philosophen; denn auch das philosophische Denken meidet sowohl das Zuviel als auch das Zuwenig. Wer zu viel denkt, der überspannt den Bogen; wer zu wenig denkt, spannt ihn gar nicht. Der Spannungsbogen des in Maßen Denkbaren ist das Element des lebendigen, sinnvollen, philosophischen Denkens, ähnlich wie der Spannungsbogen eines einigermaßen gesunden Menschenlebens den hinlänglichen Reichtum dieses Lebens verbürgt, und ähnlich wie alles darauf ankommt, unterwegs zu sein.

Das alles im Geiste eines sparsamen Sparens, womit übrigens das sonst allzu beschränkte "Sparsamkeitsprinzip" erst zu Ende gedacht ist.

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