essen ... lieben

Meine Tierliebe ist so beschaffen, dass ich mit schlechtem Gewissen Vegetarier bin. Dieser Tierliebe gemäß darf ich nämlich weder durch den Verzehr von Tierfleisch mich mit der lebensmittelindustriellen Tierquälerei einverstanden erklären noch durch den Verzehr von Tierprodukten.

Ausschlaggebend ist ja nicht erst das Schlachtgemetzel, sondern schon die widernatürliche Zucht, so dass ich eigentlich etwa zu Kuhmilch und Hühnerei eine genauso große Distanz wahren muss wie etwa zu Kalbsschnitzel und Brathähnchen. Beides ist Distanz zum selben Kannibalismus, wenn ich unter diesem die Fressfeindschaft gegenüber Mensch und Tier verstehe.

Als zivilisierte Menschen sind wir die ersten animalischen Lebewesen, für die eine solch tödliche Umgangsform nicht mehr lebensnotwendig ist. Zu einer zumindest sehr weitgehenden Ernährung auf pflanzlicher Basis kann sich unsereins bedenkenlos entschließen. Was für die Gesundheit noch an tierischen Nahrungsbestandteilen wichtig sein mag, kann schlacht- und qualfrei gewonnen werden.

Oder brauchen zu viele von uns weiterhin das direkte oder indirekte Sichabreagieren an schwächeren Mitgliedern der planetarischen Lebensgemeinschaft, so dass wir im Großen und Ganzen auf unabsehbare Zeit unzivilisierbar bleiben? Das allerdings könnte nur die Besiegelung des Untergangs der Erde – als des Trägers von Leben einerseits, von hinreichender Intelligenz zum Überleben andererseits – bedeuten.

Ich weiß nicht, ob die Menschheit dieses Schicksal abzuwenden vermag. Ich weiß nur, was ich will: eingedenk der Tiere so leben, dass meine Art sich noch unabsehbar lange erhalten und im besten Sinne des Menschenmöglichen weiterentwickeln kann, sofern genügend viele Artgenossen meine Tierliebe teilen.

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