erklären ... fragen

Die Warum-Frage stellen wir, wenn wir eine Erklärung suchen. Wir Menschen? Oder nur einige von uns? Gibt es Menschen, die ohne die Warum-Frage auskommen? Vielleicht kommen Menschen mehr oder weniger ohne sie aus. Ich ja auch, je nachdem. Die Warum-Frage ist in gewöhnlichen Gesprächen eher die Ausnahme, nicht die Regel. Solche Fragen unterbrechen das gewöhnliche Gespräch eher, als dass sie es kennzeichnen. Sie zwingen geradezu das gewöhnliche Gespräch zum Innehalten. Im Gespräch versteht sich vieles von selbst, was eigentlich der Erklärung bedarf. Eigentlich? Sind Erklärungen denn ein echter Gewinn? Oder bringen Sie unnötige Komplikationen mit sich? Ausnahmslos alles wird ohnehin niemals klar sein. Erklärungsbedarf besteht ohne Ende. Das Unerklärliche mag mehr und mehr abgedrängt werden, es bestimmt aber unentwegt alles Übrige. Die Warum-Frage spiegelt grundlegender die Stimmung wider als noch so viele Antworten darauf. Alle Antworten zusammen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Frage. Deshalb fängt das gewöhnliche Gespräch erst gar nicht groß mit der Warum-Frage an, sondern hält diesen Ball flach. Geschichten genießen gegenüber Erklärungen den Vorzug. Auch bloße Vermutungen sind viel beliebter als strenge Beweise. Sich im Ungefähren zu bewegen, ist das Vertrauteste und Geheuerste. Das Gefähre wird normalerweise für zu gefährlich gehalten. Man glaubt sich gewissermaßen dadurch in Teufels Küche zu bringen und lässt es besser bleiben. Der Verstehende versteht alle, die nicht alles oder sogar kaum etwas verstehen wollen. Er hat auch Verständnis für einfache Erklärungen. Zu gerne würde er zu solcher Klarheit vordringen. Doch durch die Warum-Frage sieht er sich aufgehalten, und niemand kann ihm helfen. So wird und bleibt sie das Einzige, woran er sich festzuhalten vermag. Kein volleres Verständnis bringt er auf als das für die Frage.

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