bloggen ... versuchen

Was ich bin? Darauf möchte ich antworten: Enzyklopädischer Essayist. Seit wann ich das bin? Das kann ich gut datieren: Seit 1990. Damals erschien im Augsburger Weltbild Verlag die "Enzyklopädie der Religionen", zu der ich mit -zig kleinen Artikeln beitrug. So richtig in meinem Element war ich anschließend als Mitarbeiter der "Enzyklopädie der Philosophie" (1992), in der ich mich unter anderem an einem Artikel über den lexikalisch noch kaum erfassten Peter Sloterdijk versuchte. Noch tüchtiger loslegen konnte ich nach dem Hinweis eines philosophischen Gesprächskreispartners auf die Wikipedia, die zum Zeitpunkt meines Einstiegs, im Dezember 2002, kaum mehr als zehntausend Artikel zusammenhatte. Begeistert zitierte ich auf meiner Benutzerseite Lodovico Settembrini aus Thomas Manns "Zauberberg": Es handelt sich um ein enzyklopädisches Werk, an dem mitzuarbeiten ein humanitäres Institut mich würdigt ... Kurz, um schöne Arbeit. Besonders schön fand ich die Arbeit an einem langen Artikel über Theodor W. Adorno, pünktlich fertiggestellt zu dessen hundertstem Geburtstag am 11. September 2003.

Eigentlich aber ist die Form von Enzyklopädieartikeln ein zu enger Vogelbauer für meinen essayistischen Eigensinn. Der will sich geräumiger artikulieren. Ich unternahm 2012 noch einen weiteren Versuch in einem Mitmach-Lexikon-Projekt, Pluspedia genannt, wo keine allzu strengen Kriterien für Artikelinhalte angelegt werden. Mittlerweile war ich indessen Blogger geworden und von den Freiheiten, die Autoren auf diesem Betätigungsfeld haben, so verwöhnt, dass ich mich dort in jeder Hinsicht am besten aufgehoben fühlte, auch in enzyklopädischer. Und so geht es mir noch immer. Dann sollen es eben nur Vorarbeiten sein, mit denen ich in Abgeschiedenheit zu einem höchst ausbaufähigen Gemeinschaftswerk anrege, getreu dem Pauluswort: "Unser Wissen ist Stückwerk" (1. Kor 13,9a).

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